Literarisches Werk
Übersicht
Name einer Übersetzung | : | Der Teufelsteich |
Originalsprache | : | Französisch |
Besondere Liste | : | Meyers Kleines Lexikon - Literatur, 1001 Bücher |
Verlag | : | Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Manesse Verlag |
Buchreihe | : | Manesse Bibliothek der Weltliteratur |
Kurzbeschreibung
»Das Teufelsmoor« ist ein Roman von George Sand. 1845 wurde das literarische Werk zuerst veröffentlicht.
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Das Teufelsmoor - eine romantische Szene
Die Geschichte ist schnell erzählt: Germain, ein fleißiger Bauer um die Dreißig, ist seit einigen Jahren Witwer. Dieser Germain arbeitet auf dem Besitz seines Schwiegervaters und sorgt so für den Unterhalt der Großfamilie, während die Schwiegereltern ihrerseits seine drei Kinder umsorgen. Nun meint der Schwiegervater, Germain müsse wieder heiraten und hat ihm auch schon eine Braut ausgesucht: die Tochter seines Freundes, eine reiche Witwe. Um sie kennenzulernen, macht sich Germain auf die Tagesreise und nimmt auf Bitten des Schwiegervaters die Tochter der armen Nachbarsleute mit, die in der Gegend eine Stelle antreten soll, die kleine Marie. Von schlechtem Wetter überrascht, müssen sie unterwegs rasten, und zwar unweit eines sogenannten Teufelsmoors. In dieser Bedrängnis durch die Umstände: das schlechte Wetter, die schwarze Nacht und die Nähe des Moores - werden beide, Germain und die kleine Marie, gewahr, wie umsichtig, praktisch vernünftig und liebevoll-beschützend sich der jeweils andere verhält. Und Germain verliebt sich Hals über Kopf in das viel jüngere Mädchen, das ihn aber zurechtweist, denn er sei viel zu alt für sie. Als Germain schließlich die für ihn bestimmte Braut kennenlernt, kann sie ihm nicht gefallen, sie entspricht überhaupt nicht seinen Vorstellungen, im Wesen nicht und auch nicht im Aussehen. Auf dem Rückweg rettet er Marie vor den Zudringlichkeiten ihres neuen Patrons und nimmt sie wieder mit heim. Sein Schwiegervater akzeptiert die mißlungene Brautschau und Germain nimmt sein Leben wieder auf, jedoch ohne Freude und den davor üblichen Elan. Die Schwiegermutter erreicht schließlich die Erklärung Germains, daß er die kleine Marie liebt, sie ihn aber nicht. Da macht ihm die Schwiegermutter klar, daß Marie ihn vielleicht nur abgewiesen hat, weil sie so arm ist und er doch eine wohlhabende Frau heiraten soll. Germain macht Marie daraufhin einen offiziellen Antrag. In einer rührenden Szene gesteht ihm Marie schließlich ihre Liebe. Alles endet mit einer Hochzeit auf dem Lande.
Eine Philosophie des Landlebens
Diesem Roman, eher in der Art einer romantischen Erzählung abgefaßt, darf mit gutem Recht ein philosophisches Anliegen zugesprochen werden. Die Autorin beginnt ihn denn auch mit Reflexionen über einen Holzstich von Holbein: Der Ackermann und der Tod. Aber im Unterschied zu dieser mittelalterlichen Szene ist der Held ihrer Geschichte, Germain, kein mühseliger Malocher um das Stückchen Brot zum Leben, das er der kargen Scholle abgewinnen muß. Germain ist ein wohlgestalteter, kräftiger und fröhlicher Mann, der mit einem gut genährten Bullengespann die Furche zieht, und neben ihm auf dem Acker geht nicht der Tod, sondern sein hübscher, anstelliger Sohn.
Die Geschichte vom Teufelsmoor hat George Sand 1845 geschrieben. Sie selbst, George Sand, gehört der Generation an, die nach der französischen Revolution geboren wurde. In dieser ersten bürgerlichen Revolution in Europa hatte der untere Stand der Gesellschaft, hatten die Bauern zum ersten Mal eine politische Bedeutung erlangt. Nun, über ein halbes Jahrhundert später, stellte sich die Frage, ob die Bauern auch in ihren Lebensumständen von jenen Umwälzungen profitiert haben. Und die Erzählung bestätigt dies: der Landmann hebt den Kopf und ist in der Lage, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Die schlichte Geschichte, wie sich Germain seiner Gefühle für Marie bewußt wird und wie ehrlich und gleichzeitig delikat er es außerdem versteht, die ihm bestimmte andere, reiche Braut zurückzuweisen, geben davon Zeugnis. Germain hat eine eigene Stimme, er hat eine eigene Sprache, er ist eine in sich geschlossene Persönlichkeit, die Achtung und Respekt einflößt. Und auch die kleine Marie ist ein besonderes Persönchen: optimistisch, fröhlich, lebensfroh. Ihre einfache Rede und ihre ebenso bescheidenen Lebensvorstellungen geben zu erkennen, daß sie sich über sich selbst und die sie umgebenden Menschen Gedanken gemacht hat. Beide, Germain und Marie, sind aufmerksame Menschen, sie gehen taktvoll und behutsam mit ihren Mitmenschen um. Aber sie vertreten und behaupten ihre Position, wenn sie bedroht erscheint, sie sind in der Lage, sich durchzusetzen.
Und so besagt das Happy-End der beiden eben nicht nur, daß die Liebe wiedermal ihr Recht behauptet. Vielmehr haben sich die handelnden Personen um Marie und Germain, und natürlich vor allem Marie und Germain selbst, bewußt gemacht, daß es um Liebe geht. Dieses Gefühl akzeptieren sie alle als einen Grund, darauf sein Leben zu bauen – in direktem Gegensatz zu ererbtem oder erheiratetem Reichtum: den können sie sich selber schaffen durch ihr tätiges Dasein, im Vertrauen auf die Natur und ihre Kraft.
George Sand wendet sich mit diesem Credo ausdrücklich gegen die neureichen Städter, namentlich die aus Paris. Ihrer Oberflächlichkeit folgend, nehmen die bei einem Ausflug aufs Land nur ein bestimmtes Kolorit wahr, das sich abhebt von dem der großen Stadt und das sie verklären, ohne sich je darauf einzulassen. Der Landmann als Persönlichkeit kommt in deren Weltbild nicht vor.
Für die Autorin hingegen ist das Landleben vor allem das Leben der Menschen, die die Natur tätig in Besitz nehmen und sie produktiv nutzen. Wie schön und lebensvoll die Bräuche sind, die aus dieser stetigen Auseinandersetzung mit der Natur erwachsen, beschreibt sie abschließend in der Hochzeit von Germain und Marie.
Die Geschichte vom Teufelsmoor hat George Sand 1845 geschrieben. Sie selbst, George Sand, gehört der Generation an, die nach der französischen Revolution geboren wurde. In dieser ersten bürgerlichen Revolution in Europa hatte der untere Stand der Gesellschaft, hatten die Bauern zum ersten Mal eine politische Bedeutung erlangt. Nun, über ein halbes Jahrhundert später, stellte sich die Frage, ob die Bauern auch in ihren Lebensumständen von jenen Umwälzungen profitiert haben. Und die Erzählung bestätigt dies: der Landmann hebt den Kopf und ist in der Lage, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Die schlichte Geschichte, wie sich Germain seiner Gefühle für Marie bewußt wird und wie ehrlich und gleichzeitig delikat er es außerdem versteht, die ihm bestimmte andere, reiche Braut zurückzuweisen, geben davon Zeugnis. Germain hat eine eigene Stimme, er hat eine eigene Sprache, er ist eine in sich geschlossene Persönlichkeit, die Achtung und Respekt einflößt. Und auch die kleine Marie ist ein besonderes Persönchen: optimistisch, fröhlich, lebensfroh. Ihre einfache Rede und ihre ebenso bescheidenen Lebensvorstellungen geben zu erkennen, daß sie sich über sich selbst und die sie umgebenden Menschen Gedanken gemacht hat. Beide, Germain und Marie, sind aufmerksame Menschen, sie gehen taktvoll und behutsam mit ihren Mitmenschen um. Aber sie vertreten und behaupten ihre Position, wenn sie bedroht erscheint, sie sind in der Lage, sich durchzusetzen.
Und so besagt das Happy-End der beiden eben nicht nur, daß die Liebe wiedermal ihr Recht behauptet. Vielmehr haben sich die handelnden Personen um Marie und Germain, und natürlich vor allem Marie und Germain selbst, bewußt gemacht, daß es um Liebe geht. Dieses Gefühl akzeptieren sie alle als einen Grund, darauf sein Leben zu bauen – in direktem Gegensatz zu ererbtem oder erheiratetem Reichtum: den können sie sich selber schaffen durch ihr tätiges Dasein, im Vertrauen auf die Natur und ihre Kraft.
George Sand wendet sich mit diesem Credo ausdrücklich gegen die neureichen Städter, namentlich die aus Paris. Ihrer Oberflächlichkeit folgend, nehmen die bei einem Ausflug aufs Land nur ein bestimmtes Kolorit wahr, das sich abhebt von dem der großen Stadt und das sie verklären, ohne sich je darauf einzulassen. Der Landmann als Persönlichkeit kommt in deren Weltbild nicht vor.
Für die Autorin hingegen ist das Landleben vor allem das Leben der Menschen, die die Natur tätig in Besitz nehmen und sie produktiv nutzen. Wie schön und lebensvoll die Bräuche sind, die aus dieser stetigen Auseinandersetzung mit der Natur erwachsen, beschreibt sie abschließend in der Hochzeit von Germain und Marie.
Kurzkritiken
Übersetzung
Gertrud von Helmstatt (1948)
Rudolf Heller (1949)
Herbert Kühn, Helene Kühn (1961)
Guido G. Meister (Der Teufelsteich) (1980)
Paten
Ausgaben
nicht mehr lieferbar
Der Teufelsteich / Francois das Findelkind
(George Sand)
(George Sand)
Manesse Verlag, 1980, 392 S., 9783717515821
19,90 €
Linktipp: »Roman« als Literaturgattung haben auch
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